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Donnerstag, 20. Februar 2014

Nymph()maniac: Vol. 1


Nymph()maniac: Vol. 1
Dänemark 2013
Regie: Lars von Trier
Darsteller: Charlotte Gainsbourg, Stellan Skarsgård, Shia LaBeof, Stacey Martin, Christian Slater, Uma Thurman, Connie Nielsen u.a.

Die absolute filmische Selbstverwirklichung. Dieser Film überschreitet nicht einmal mehr Grenzen - er negiert Grenzen, Grenzen des Erzählens, Grenzen der filmischen Darstellung. Er ist ein Inbegriff von filmischer Freiheit, weil er die Stimmung, die er erzeugt, niemals aufrecht erhalten muss - genauso wenig, wie es das Leben muss. Die Szene mit Uma Thurman macht es deutlich, es ist diese Szene, die dem Satz "man weiß nicht, ob man lachen oder weinen soll" wirklich würdig ist, weil sie todtraurig und kaum erträglich intim und gleichzeitig unfassbar grotesk und komisch ist. Sie kann eigentlich nicht funktionieren, tut es aber, weil der ganze Film sich konsequent einer Eingrenzung verwehrt. Er ist eine Komödie, eine Tragödie, ein Porno, ein Drama, ein Märchen und eine kulturwissenschaftliche Diskussion, ein Liebesfilm, ein Horrofilm, Mitgefühl, Zynismus, Kälte, Mitleid, Hohn, Würdigung und Satire. Ein Film ist eine Metapher ist das Leben ist eine Metapher ist ein Film. Lars von Trier geht (ähnlich wie damals in Idioten) sogar so weit, dass er schon die mögliche Reflektion der Geschichte reflektiert (oder: reflektieren lässt). Wem gehört eigentlich eine Erzählung, dem Erzähler oder dem, dem sie erzählt wird? Oder doch dem, der dem Erzählprozess zuschaut - ja, es gibt nun auch eine dritte Ebene. Bestimmt auch eine vierte und fünfte und eine im doppelten Boden. Die Filme des Lars von Trier waren schon immer Labyrinthe der Wahrnehmung und Beurteilung, aber jetzt, so scheint es, haben sich die Wände dieser Labyrinthe aufgelöst. Der Film als Medium entkommt seiner Fruchtblase, könnte man sagen, wenn man einer plötzlichen Euphorie verfallen sein sollte, aber wenn dieses Werk eines provoziert, dann ist es diese Euphorie, einem Meilenstein (wenn auch nur einem Teil) beigewohnt zu haben. Wie gesagt, die absolute filmische Selbstverwirklichung, oder: Warum von Trier mein größter, tollster, bester Lieblingsregisseur ist und bleibt und warum Film das schönste ist, was der Mensch jemals hätte schaffen können.
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Weiterschauen: Kill Bill (Tarantino), Idioten (von Trier)


spontane, voreilige, gelebte 10

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