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Montag, 20. Januar 2014

Shivers


Shivers
Kanada 1975
Regie und Drehbuch: David Cronenberg
Darsteller: Fred Doederlin, Paul Hampton, Lynn Lowry, Barbara Steele u.a.

Wahrscheinlich das Sinnlichste, was jemals aus dem klassischen Infizierten-Thema geflochten wurde. David Cronenbergs Kinofilmdebüt beschränkt sich örtlich auf ein einziges Gebäude, in dem versucht wird, das Wesen des Menschen auf seinen sexuellen Trieb zu beschränken - oder auf diesen auszuweiten? Man kann hier fast schon den Ruf nach dem neuen Fleisch hören, man kann es sogar sehen, wie es versucht, aus dem eigenen Bauch auszubrechen (und damit den Body-Horror von Alien vorwegnimmt). Die Inszenierung kokettiert hier und da mit dem Trashigen, aber der grandiose Schnitt enttarnt sie, indem er die Horrorszenen zugunsten neuer Perspektiven unterbricht und somit nicht bloß durch die Epidemieausbreitung, sondern zugleich auch durch die Gesellschaft schneidet.

In der Zwischenzeit erscheinen zwei interessante Zitate im Hintergrund: "Sex is the invention of a clever venereal disease." sowie William Blakes "The path of excess leads to the palace of wisdom". Ob man eines davon als Leitspruch für den Film nimmt (oder gar beide zugleich?), bleibt dem Betrachter überlassen. Wir mögen die Figuren nur kurz begleitet haben, aber doch stets lang genug, um einen Ahnung von ihren Gefühlen, Beziehungen und Wünschen bekommen zu haben. Und weil sie sich anschließend nicht wortwörtlich, sondern sexuell verzehren, und im Finale das Bildnis einer Taufe erwecken, mag der Horror einer gewissen Ehrfurcht weichen: "Long live the new flesh!", das ist es doch irgendwie immer gewesen, im Guten wie im Schlechten. Das Ende ist so wahnsinnig wie logisch wie perfekt und verspricht vieles - heute wissen wir, dass es auch eingelöst worden ist.
 

"Roger, I had a very disturbing dream last night. In this dream I found myself making love to a strange man. Only I'm having trouble you see, because he's old... and dying... and he smells bad, and I find him repulsive. But then he tells me that everything is erotic, that everything is sexual. You know what I mean? He tells me that even old flesh is erotic flesh. That disease is the love of two alien kinds of creatures for each other. That even dying is an act of eroticism. That talking is sexual. That breathing is sexual. That even to physically exist is sexual. And I believe him, and we make love beautifully."

8
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- Cronenberg wollte dem Film ursprünglich den sehr direkten Titel Orgy of the Blood Parasites geben, die Produzenten konnten ihn aber doch von einem etwas mainstreamigeren Titel überzeugen.



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