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Dienstag, 29. Mai 2012

Oldboy


Oldboy
Südkorea 2003
Regie: Park Chan-wook
Darsteller: Choi Min-sik, Ji-tae Ju, Hye-jeong Kang u.a.

Das Beeindruckendste an Oldboy ist letzten Endes nicht seine Art der suggestiven und dennoch mehr als schmerzvollen Gewaltdarstellung, nicht die schauspielerische Glanzleistung von Choi Min-Sik und nicht einmal seine zwischen Frustration und Ekstase schwankende Story. Die wahre Essenz dieses Films liegt für mich in der konsequenten Vermeidung des Nicht-Erinnerungswürdigen: Park Chan-Wook schafft es tatsächlich, jeden einzelnen Moment zu etwas Großem zu stilisieren, egal, wie bekannt einem dessen Grundstruktur erscheinen mag - und so wird aus einer Kampfszene eine einzigartige One-Shot-Wutchoreographie, so wird aus jedem Dialog eine Zitatschlacht, so wird aus jeder wortlosen Einstellung entweder ein Ultrakurzmusikclip erster Güte oder ein Kunstwerk zum Ausschneiden und An-die-Wand-hängen. Dass Oldboy es dabei dennoch schafft, zu keinem Zeitpunkt Style-over-Content zu sein, sondern dem Zuschauer durchgehend psychische Extremen, große Dramatik und subtile Hinweise auf Themen wie Medienabhängigkeit, Manipulation, Überwachung oder sozialen Niedergang zu vermitteln weiß, ist ein beinahe noch größeres Kunstwerk als die Inszenierung selbst. Und der schmerzvollste Twist ist nicht der eigentliche, sondern der finale Fade-Out, welcher die allerletzten Sekunden dafür nutzt, auf all die vorhergehenden Magenschläge einen Stich ins Herz draufzusetzen. 
Ein postmodernes Überwerk, Genre "Lieblingsfilm". Mehr geht kaum. 

10

Verblendung


The Girl with the Dragon Tattoo
USA 2011
Regie: David Fincher
Darsteller: Daniel Craig, Rooney Mara, Christopher Plummer, Stellan Skarsgård u.a.

Das größte Problem von Verblendung liegt - für mich, der weder die Buchvorlage noch die erste Verfilmung kennt - tatsächlich im großen Namen des Regisseurs. Nein, man braucht sich um dessen Inszenierungskunst (weiterhin) keine Sorgen machen: Wo aus dem Drehbuch physische und psychische Wucht herauszuholen ist, geschieht dies auch, und es gibt eine Szene, die in ihrer übelkeitserregenden Verzweiflung gar Richtung Noé zu schielen scheint. Fincher weiß, wie man den Zuschauermagen erreicht, und er lässt kaum eine Gelegenheit dazu aus, was Verblendung zu einem mitreißenden Krimithriller-Erlebnis macht, welches überraschend oft das brutale Versprechen des (grandiosen) Vorspanns erfüllt und dessen Einbindung in den Film berechtigt. 

Doch was man mit dem Namen Fincher letzten Endes doch nicht ganz vereinen kann, ist das Drehbuch. Es ist spannend, es ist gut konstruiert, es ist auch - wie bereits erwähnt - öfters wirklich heftig, aber im Endeffekt beinhaltet es zu viele Zugeständnisse an den Zuschauer - selbst wenn diese manch einmal brutaler ausfallen als manch eine "böse" Szene in anderen Filmen. Doch den emotionalen - oder intelektuellen - Schlag ins Gesicht sucht man hier vergebens und wer bei "Fincher" immer noch hauptsächlich an Sieben und Fight Club denkt, wird (mal wieder) nicht um eine mittelschwere Enttäuschung herumkommen. Das ist sicherlich Kritik auf einem hohen Niveau und definitiv keine Kritik am Regisseur für seine Arbeit (eher für seine Drehbuchwahl), aber es verhindert im Gesamtkontext ein besseres Urteil als "gut". Was natürlich nicht heißt, das von einer Sichtung abzuraten ist: Verblendung ist toll besetzt, durchgehend spannend und bietet eine interessante Story, welche zwar leider nicht so abgründig ist, wie sie gerne wäre (wie es schon in 1984 hieß: "Ich verstehe das Wie, aber nicht das Warum!"), aber bis zum Ende mitzureißen weiß. Wobei es für die letzte Szene wirklich etwas auf die Finger geben sollte. Ansonsten heißt es: Nicht mehr und nicht weniger als ein guter Film. Was weniger ist als das, was Fincher uns einst zu bieten vermochte, aber für einen geselligen Kinoabend auf jeden Fall mindestens ausreicht. 

7

Antichrist


Antichrist
Dänemark 2009
Regie: Lars von Trier
Darsteller: Charlotte Gainsbourg, Willem Dafoe

Manche Filme werden gedreht, um damit Geld zu verdienen, andere, um eine Aussage zu tätigen, manche Regisseure erfüllen sich mit ihren Filmen ihre eigenen Kindheitswünsche, und manche Filme resultieren einfach nur aus Wut und Hass - gerne auch aus Selbsthass. Antichrist ist ein solches Werk des menschlichen Selbsthasses, des Dranges nach Selbstzerstörung und dessen Konfliktes mit dem Selbsterhaltungstrieb. Und natürlich vieles andere ebenso, aber vorrangig resultierend aus dem reinen Hass - und so kommt es, dass am Ende dieses Werkes keine klar erkennbare Aussage steht, sondern ein riesiges, farbloses Fragezeichen, und bei der Frage nach dessen Bedeutung einem nichts anderes entfahren kann als ein verzweifelt-hämisches Lachen. 

Doch "Film des Hasses" hin oder her, von Trier wäre nicht von Trier, wenn das Ganze nicht eine Vieldeutigkeit erreichen würde, wie sie sonst wohl nur von "Letztes Jahr in Marienbad" erreicht werden kann: Sein Antichrist kann buchstäblich alles sein, ein Todesurteil wie eine Erlösungsguide, eine mit Blut und Sperma geschriebene Tragödie wie eine unheimlich schwarze Komödie, ein frauenfeindliches wie männerfeindliches Werk, womöglich auch zugleich, ein Schlag ins Gesicht all der Psychotherapeuten dadraußen oder vielleicht eine weitesgehend missverstandene Selbstkritik (wobei die Tendenz zur Selbstverherrlichung deutlicher ist - auch wenn es die grausamste Form der Selbstverherrlichung und - darstellung ist, die das Kino jemals erleben durfte und musste).

Es bringt nichts, zu versuchen, diesen Film auf nur einen Aspekt zu begrenzen, es ist gar sinnvoller, ihn gar keinem festen Aspekt zuzuordnen, sondern als Nährboden für Aspekte anzusehen, als Diskussionsgrundlage, aber nicht als Diskussionsargument. Lars von Trier wütet hier 108 Minuten lang über Zelluloid, mit der Versessenheit eines kleinen Kindes, welches noch gar nicht begreift, was "kaputtmachen" für Konsequenzen hat, aber zugleich mit der Hintersinnigkeit und Zweidreivierdeutigkeit des Lars von Trier, welcher Epidemic, Idioten und Dogville auf die Menschheit gelassen hatte. Das Ergebnis ist ein filmischer Amoklauf, das Essenzwerk eines Mannes, welcher sich lange zur Gewohnheit gemacht hat, dem Zuschauer in seinen Werken einen Spiegel vorzuhalten und ihn anschließend damit lachend zu verdreschen. Mit dem Unterschied, dass er in diesem Falle auch sich selbst nicht unverletzt davonkommen lässt.


Antichrist ist, wie viele behaupten, tatsächlich ein Nichts - solange er alleine, für sich steht. Ein Chaos, welches in einer eigenen Galaxie zu existieren scheint, welche uns eigentlich egal sein kann - aber ein Chaos, welches durch einen Blick von bestimmter Dauer zum Leben erwacht. Selbstverständlich, jeder Film erhält erst durch die Rezeption Bedeutung, aber im Falle von Antichrist scheint es eher so, als ob dieser Film erst durch Rezeption überhaupt existent wird (ansonsten verbliebe es einfach ein bösartiges Hirngespinst von Triers und eine gruselige Erinnerung von Gainsbourg und Dafoe). Es braucht Gedanken und/oder Diskussion, um diesen Film als mehr als nur gewaltsüchtige und destruktive Zeitverschwendung betrachten zu können. Es braucht auch eine Prise Überzeugung, um diesen Film überhaupt mögen zu können.

Manch einer würde auch sagen, dass es Einsicht bedarf. Oder Akzeptanz. Oder Lebenserfahrung. Ganz subjektiv möchte ich (und werde ich auch, immer) Antichrist als eines der großartigsten und größten Werke der Filmgeschichte bezeichnen und tief in mir jedem Nichtgönner fehlendes Verständnis und fehlenden Mut zur Auseinandersetzung vorwerfen (und es ist mir egal, wie arrogant ich damit wirken mag). Ganz subjektiv stellt es für mich den abschließenden und absolut hoffnungslosen Teil der regisseur- und dekadenübergreifenden, von mir ausgerufenen Beziehungstrilogie (Zulawskis Possession, Noès Irreversible und von Triers Antichrist) dar und vielleicht den einzigen Film, bei dem es mich davor graust, mich zu lange gedanklich damit zu beschäftigen. Von der inszenatorischen und darstellerischen Perfektion (!) mal ganz abgesehen.
Wem meine beinahe mit Tränen in den Augen verfassten Fanboy-Liebestiraden nicht ausreichen, der darf gerne einen Blick in meine damals fürs Abitur verfasste Jahresarbeit über diesen Film werfen (odt., 78 Seiten, knapp über 30.000 Wörter, Selbstdarstellung bis zum gehtnichtmehr und somit eine hoffentlich würdige Hommage an das grauenvolle Meisterwerk) - hier der Downloadlink (und ich freue mich selbstverständlich über jede Form der Rückmeldung):


10

Montag, 28. Mai 2012

Europa


Europa
Dänemark/Frankreich/Deutschland 1991
Regie: Lars von Trier
Darsteller: Jean-Marc Barr, Barbara Sukowa, Udo Kier u.a.

"At the count of ten, you'll be in Europa." 

Waren es in The Element of Crime und Epidemic noch Filmfiguren, die der Hypnose unterzogen wurden, ist es in Europa der Zuschauer selbst, der hypnotisiert werden soll, um eine Reise ins Nachkriegsdeutschland zu unternehmen, in der Gestalt eines Mannes, der an positive Veränderungen in diesem Land glaubt. 

"Aber ich dachte, der Krieg wäre zu Ende?" 

Natürlich ist er das nicht und zwischen gesprengten Fabriken und von Kindeshand verübten Attentaten kann selbst die stilsicherste Noir-Romantik darüber hinwegtäuschen, dass man in dieser Welt nur Fehler machen kann und dass jeder Schritt tiefer ins Europa nicht rückgängig gemacht werden kann. 
Europa ist definitiv der Höhepunkt der gleichnamigen Trilogie und ein perfekter Abschluss dieser, nicht zuletzt weil er die Verzweiflung und Fatalität von The Element of Crime mit dem absurden Humor von Epidemic vereint und, wie zweiterer, der Frage nachzugehen versucht, wie weit man gehen kann und soll - hier in einer scheinbar irreparabel zerbrochenen Umgebung. 

Es gibt nur eine Entscheidung, zwischen einer Pistole am Kopf eines zu wichtigen Menschen und dem formaltreuen Wahnsinn der Vorgesetzten, um beiden ein Schnippchen schlagen zu können, und als würde er an seine zukünftige "Amerika"-Trilogie anknüpfen wollen, lässt von Trier Vorurteil und falschen Eindruck in ein Finale fließen, welches Inferno und Apokalypse und der letzte Beleg dafür, dass es Zeiten gibt, in denen man nur Fehler machen kann. 

Ein düsteres, überraschend komisches, hilflos verzweifeltes, fatalistisches und bildgewaltiges Meisterwerk, aus dessen durchkomponierten Bildern des Untergangs von Trier später in die Wildheit von Dogma floh, ohne die Dämonen der falschen Eindrücke hinter sich lassen zu können. 

Zu seinem Schmerz und zu unserer Freude.
Denn Doppelbödigkeit wirkt immer noch nur dann am besten, wenn sie einem durch einen falschen Schritt selbst die Beine bricht.
So heftig, dass es nicht vergessen werden kann. 

9

Epidemic


Epidemic
Dänemark 1988
Regie: Lars von Trier
Darsteller: Lars von Trier, Niels Vørsel, Svend Ali Hamann, Udo Kier u.a.

Irgendwo zwischen Kaufman und Schlingensief und doch ganz und gar Lars, wie er lebt und schafft.  
Epidemic stellt die Frage, wie weit man gehen darf, wenn man echten Schmerz mit der Kamera einzufangen versucht - doch von Trier beantwortet diese Frage (wenn auch auf einer etwas anderen Ebene) erst in Melancholia endgültig.
Doch als bitterböses, zynisches und letzten Endes nicht bloß schockierendes, sondern schockiertes Zwischenspiel des Dänen ist Epidemic wahrlich Gold wert. 


Sein Konzept wäre ein perfektes für das Filmdebüt eines ganz besonders alternativen Regisseurs, der all seine Jugend und Alternativität auf die Leinwand klotzen wöllte, oder auch ein perfektes Alterswerk eines, der mit den Jahren selbst die Lust an seinem Werk verloren hat - doch Epidemic ist Nummer Zwei und greift somit in die Vergangenheit wie die Zukunft. 


Als tabuloses Experiment außer Kontrolle und als Neuerfindung zur falschen Zeit.
So meta wie kein zweiter von Trier und mit dem - hier gar nicht mehr erwarteten - Augenzwinkern in einer Form, die später in Breaking the Waves ihre Vollendung fand.
Und so doppelt- und dreifach-selbstreflexiv wie es Idioterne später sein sollte.
Und so offen komisch wie kein anderer von Trier-Film danach. 
Was passiert, wenn aus der schmerzhaften Wirklichkeit Film wird, weiß (oder ahnt) man - doch was passiert, wenn aus einem Film Wirklichkeit wird?
Die Antwort zielt in den Magen und trifft mit voller Wucht, aber hey, hey, hey, nicht vergessen:
"Epidemic - we all fall down - epidemic - - epidemic - we all fall down - epidemic - - epidemic - we all fall down - epidemic - - epidemic - we all fall down!"
Auf Lars war eben damals schon Verlass.

9

The Element of Crime


The Element of Crime
Dänemark 1984
Regie: Lars von Trier
Darsteller: Michael Elphik, Esmond Knight, Me Me Lai, Ahmed El Shenawi

Von Triers Erstling ist umgekehrter Eskapismus: Physisch zwar (mehrfach) aus der Hölle entkommen, doch den Geist zieht es zurück an den Ort, wo er an seine Grenzen kam und sich selbst verloren ging. 

Nicht Noir, nicht einmal Neo-Noir, sondern kalblütigster, konsequentester Post-Noir in theoretisch warmen und praktisch zermürbenden Farben und einer angsterfüllten, melancholischen, fatalistischen und apokalyptischen Stimmung. 

Die Suche nach dem Täter nicht aus dem Wunsch nach Gerechtigkeit, sondern wegen der Faszination - und die Gemälde von Einstellungen unterstützen diese, wo sie nur können - und dem Wunsch, das grausame Handeln zu verstehen, das Element of Crime in sich aufzunehmen und/oder auszubrüten.
Und nicht einmal das Wissen daran, dass alles Erinnerung und Hypnose ("hypnotisch" trifft das Ganze auch unheimlich gut) und längst vorbei, kann der Intensität und der Spannung (trotz Vorahnung!) etwas anhaben - Hölle bleibt Hölle, selbst wenn sie nur im Kopf ist. 

"Here comes a candle to light you to bed. And here comes a chopper to chop off your head." 
 
Glaubst du wirklich, dass es hier einen Ausgang gibt?
Einen Fluchtweg vor der Angst, der Paranoia und dem Todesurteil eines ganzen Kontinentes, wo Leichen nicht Wuterzeuger, sondern Kunstwerke und Touristenattraktionen sind?
In dieser Welt, wage ich zu befürchten, nützt Glaube und Hoffnung nicht mehr viel. 

Denn wenn der Abgrund es wagt, uns zu lange anzustarren, dann starren wir zurück.
Dass er erschaudert. 

8


Yi Yi - A One and a Two


Yi Yi
Taiwan 2000
Regie: Edward Yang
Darsteller: Jonathan Chang, Su-Yun Ko, Nien-Jen Wu, Elaine Jin

Leben halt. Ohne falsche Dramaturgie und doch so dramatisch wie man es befürchtet, spannungslos und spannungsvoll und angespannt und wieder entspannt - für Minuten, die wie Tage sind - ohne Pathos, aber mitten ins Herz, mit Tränen, aber ohne verlogene Hysterie. Mit missverstandenen Fotos und dem Mädel vor dem Gewitter auf der Leinwand, mit falschen Freundinnen und niemals wissend, was diese erzählt, mit Tränen im Herzen und äußerlich unberührt. Mit undurchsichtigen Fasttoden und schmerzhaften Errinnerungen, die persönlich auftreten, mit dem Gefühl, dass es im Hotelzimmer falsch wäre, obwohl es ohne genausp falsch war. Weiter und weiter im Fluss der Zeit und ich schwöre, hätte der Film das Doppelte und dann nochmal das Dreifache gedauert, es wäre mir nicht aufgefallen. Kein Anfang und kein Ende. Was Fish Tank schaffte, hat Yi Yi schon vor Jahren geschafft. Wie soll man das schon bewerten, dem Leben gebe ich doch schließlich auch keine Punktzahlen und Yi Yi braucht, nein, darf man nicht kategorisieren. 


Gozu


Gozu
Japan 2003
Regie: Takashi Miike
Darsteller: Hideki Sone, Sho Aikawa, Kimika Yoshino u.a.

Ein Werk, was zuweilen berauscht, zuweilen den Zuschauer aber auch ganz unsanft von sich stößt. Momente hypnotischer Alptraumhaftigkeit wechseln sich ab mit Momenten puren Unverständnisses für das Geschehen, doch die Hoffnung, das Ganze seie mehr als (Anti-)Kunst um der Kunst willen, will auch durch die perfidesten Abstrusitäten nicht sterben. Mit Recht: Nach einer Stolperodysse durch eine Realität gewordene Vorhölle, an dessen Unstetigkeit sich die Inszenierung teils auf quälende Weise ausrichtet, und der Teilnahme an einem schmerzvollen, gar infernalen physischen Showdown blicken Protagonist und Zuschauer etwas Wundervollem entgegen, was beglückt und entschädigt. 

Eine romantische Mysteryhorrorkomödie, die sich an jedes der Genres von hinten anschleicht und diese fröhlich vergewaltigt. Wer Miikes Art, Geschichten zu erzählen, akzeptieren kann, wird auch Gozu (der Titel verweist übrigens auf eine der feinsten Szenen des Films) akzeptieren müssen. Allen anderen bleibt dieser einzigartiger, hochverzwickter Zugang zu einem bekannten Thema wohl leider verwehrt. 

7

Drachenzähmen leicht gemacht


How to Train Your Dragon
USA 2012
Regie: Dean Deblois, Chris Sanders
Sprecher: Jay Baruchel, Gerard Butler, Christopher Mintz-Plasse, America Ferrara u.a.

Mehr als nur das von einem Animationsfilm erwartete Figurenbalett, funktioniert How to Train Your Dragon doch auch als Parabel auf den Sieg der Wissenschaft über der rohen Kraft: In dem anfangs vorgestellten Buch bleibt der Hauptkommentar zu den Drachentypen stets "KILL!", doch durch Beobachtung und Schlussfolgerung schafft es der Protagonist, die einstige Bedrohung zur helfenden Stütze zu transformieren. Dies ist eine wirklich sehr schöne Prämisse für ein eigentliches, wie soll man sagen, Actiondrama? und auch der Schluss weiß mit Konsequenz zu begeistern, die zudem eine weitere Nebenaussage produziert. Punktabzug, leider, weil das Treiben bis auf die Schlusspointe arg vorhersehbar bleibt und den Figuren nur ganz altbekannte Entwicklungen gönnt - und weil ich, scheinbar im Gegensatz zu den meisten anderen Menschen, von Drachen einfach nicht besonders begeistert bin (wer die Viecher über alles liebt, darf gerne einen Punkt draufpacken). Dafür ist die Action makellos und bietet mindestens einen mit Größe und Kraft überwältigenden Moment, welcher mit all seinen Drachenkräften nach einem möglichst großen Bildschrim schreit. Klassisch gehaltene und doch hintersinnige, technisch absolut gelungene Unterhaltung.

7